LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg Waltrop
Eine architektonische Meisterleistung
Es ist das größte Bauwerk am Dortmund-Ems-Kanal: Das Schiffshebewerk Henrichenburg reiht sich nahtlos in die Riege außergewöhnlicher Museen in der Metropole Ruhr ein. Schon bei seiner Eröffnung 1899 begeisterte es die Menschen. Und auch heute noch, bald ein halbes Jahrhundert nach der Stilllegung, hat die Anlage nichts von ihrer Faszination verloren. In Sachen Wettbewerbsfähigkeit konnte das heutige Technikdenkmal, dessen Bau einst als architektonische Meisterleistung gepriesen wurde, jedoch nicht lange mithalten: Schon 1970 wurde das Hebewerk von einer moderneren Anlage abgelöst; zeitweise drohten gar Abriss und Verschrottung.
ERIH-Standort
Seit 1992 ist das Schiffshebewerk einer von insgesamt acht Standorten des Westfälischen Landesmuseums für Industriekultur, kurz: des LWL-Industriemuseums, mit dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zur Bewahrung regionaler Industriedenkmäler beiträgt. Henrichenburg ist zudem ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH), die authentische Orte "mit Symbolwert und (bestenfalls überregionaler) Bedeutung für die industrielle Geschichte Europas" vereint.
Hebeleistung von 14 Metern
Die schnell fortschreitende Industrialisierung des Ruhrgebiets machte neue und größere Transportwege insbesondere für schwere Güter wie Erz und Stahl notwendig. Längst schon war die Ruhr den immer größer werdenden eisernen Frachtkähnen nicht mehr gewachsen. Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich eröffnete 1899 nach sieben Jahren Bauzeit den Dortmund-Ems-Kanal und zugleich das in fünf Jahren erbaute Schiffshebewerk Henrichenburg - das weltweit erste Schiffshebewerk für große Binnenschiffe. Das Mehrschwimmer-Hebewerk galt mit einer Hebeleistung von stolzen 14 Metern zu seiner Zeit als technische Sensation. Tatsächlich waren die insgesamt 17 Stufen des Dortmund-Ems-Kanals und rund 70 zu überwindende Höhenmeter vom Ruhrgebiet bis zur Nordsee eine enorme Herausforderung für die Ingenieure.
Stahl für die kaiserlichen Flotten
Fortan kamen große Mengen Eisenerz über den Kanal ins östliche Ruhrgebiet; der hier produzierte Stahl ging auf gleichem Wege zurück - und meist direkt an die kaiserlichen Aufrüstungs- und Flottenbauprogramme. Mit dem Ausbau des westdeutschen Kanalnetzes, dem Bau moderner Schleusen und nicht zuletzt mit dem 1962 eröffneten neuen Schiffshebewerk wurde der Betrieb des alten Hebewerks 1970 überflüssig. Bürger verhinderten den Abriss; 1979 übernahm der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Werk, um es 1992 als Standort des LWL-Industriemuseum wiederzueröffnen.
Als Ankerpunkt gibt Henrichenburg unmittelbar Einblick in die Technikgeschichte der Region und zeigt die engen Zusammenhänge von Politik und Industriealisierung auf.
Ausgezeichnete Museumslandschaft
Auf mehreren Ebenen macht das LWL-Industriemuseum Henrichenburg heute das Industriedenkmal erlebbar. Besucher können etwa in der historischen Maschinenhalle Technik und Historie des Hebewerks erkunden oder von der Brücke zwischen den beiden Obertürmen aus die Waltroper Kanallandschaft genießen. Zum LWL-Industriemuseum gehören außerdem ein Museums-Hafen, eine Werft sowie eine einzigartige Sammlung historischer Schiffe. Eine Ausstellung auf dem Binnenschiff "Franz Christian" gewährt Einblicke in Leben und Arbeit an Bord. 2012 kürte der WDR das Schiffshebewerk Henrichenburg zum beliebtesten Industriedenkmal in Nordrhein-Westfalen; bereits 1995 wurde Henrichenburg im Wettbewerb "Europäisches Museum des Jahres" ausgezeichnet.
Das Schiffshebewerk ist Standort folgender Themenrouten:
Tipps für Ihren Besuch
Schiffshebewerk Henrichenburg Waltrop
schiffshebewerk@lwl.org
+49 (2363) 97070
Am Hebewerk 26, 45731 Waltrop
Menschen und Macher: Rudolph Haack
Menschen und Macher: Rudolph Haack
Rudolph Haack
Der Schiffsbaumeister Rudolph Haack (1833-1909) zählt nicht unbedingt zu den "schillernden" Persönlichkeiten der Industrialisierung; seine Leistungen allerdings waren alles andere als "alltäglich". Unter seiner Führung entwickelte sich die Stettiner Maschinenbau-AG "Vulcan" zum größten Schiffbau-Unternehmen Deutschlands. Und auch als er das Unternehmen nach drei Jahrzehnten verließ, machte er sich weiterhin als Ingenieur und Berater einen Namen.
Haack war unter anderem maßgeblich an der Planung des Schiffshebewerks Henrichenburg beteiligt, begutachtete die Baupläne und untersuchte den Wasserwiderstand der Kanalschiffe. Ein steinernes Porträt an der Schachtschleuse Henrichenburg erinnert heute an den Industriepionier. Das LWL-Industriemuseum hat ihm im Jahr der Kulturhauptstadt RUHR.2010 im Rahmen von "Helden. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen" zudem erstmals eine eigene Ausstellung gewidmet.