Landschaftspark Duisburg-Nord

Lebendiges Industriedenkmal

Er ist ein Sinnbild des Strukturwandels und vor allem: einer der faszinierendsten Freizeitorte im Ruhrgebiet. Klettern in Erzbunkern, tauchen im Gasometer, balancieren auf dem Hochseil in Gießhalle 2 - all das ist möglich im Landschaftspark Duisburg-Nord. Die einstmals "verbotene Stadt" rund um das Thyssen-Hochofenwerk in Duisburg-Meiderich verbindet heute als außergewöhnliche Parklandschaft Industriegeschichte und Natur. Besuchern bietet der Park die einmalige Gelegenheit, die Roheisen-Produktion an Originalschauplätzen kennenzulernen. Das ehemalige Hüttenwerk, Herz des 180 Hektar großen Areals und längst etablierter Kulturort, ist seit seiner Schließung 1985 lebendiger als je zuvor.

ERIH-Standort

Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist nicht nur ein Ankerpunkt der Route Industriekultur, sondern zugleich auch Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). In das europäische System aufgenommen werden authentische Orte "mit Symbolwert und (bestenfalls überregionaler) Bedeutung für die industrielle Geschichte Europas".

ERIH: Landschaftspark Duisburg-Nord

Das Thyssen-Hochofenwerk Duisburg-Meiderich zu Betriebszeiten aus der Luft betrachtet, etwa um 1926 bis 1938.
Das Thyssen-Hochofenwerk Duisburg-Meiderich zu Betriebszeiten, etwa um 1926 bis 1938. © Luftbildsammlung RVR

"Apotheke des Ruhrgebiets"

August Thyssen reagierte strategisch auf den Roheisenmangel und die wachsende Nachfrage nach Stahl aus den USA, als er ab 1901 begann, ein Hüttenwerk direkt an den Kohlenfeldern des damals noch Gewerkschaft Deutscher Kaiser genannten Thyssen-Besitzes bauen zu lassen. Ein Anschluss über die Emschertalbahn an die Köln-Mindener Eisenbahn sowie der Zugang zur Emscher waren zentrale Standortvorteile. 1903 wurde Hochofen 1 angeblasen; 1908 waren alle fünf Hochöfen fertiggestellt. Bis zur Stilllegung im Jahr 1985 produzierte das Werk Roheisen als Vorprodukt für die Thyssen'schen Stahlwerke - hauptsächlich Speziallegierungen, was der Hütte in Fachkreisen den Beinamen "Apotheke des Ruhrgebiets" einbrachte. Überkapazitäten auf dem europäischen Stahlmarkt jedoch läuteten schließlich das Ende der Hütte ein.

Bürgerproteste und Umbau zur IBA

Bürgerproteste verhinderten den Abriss des Hüttenwerks, das als Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park zu einem Freizeitgelände umgestaltet wurde. Der Landschaftsarchitekt Peter Latz entwarf die neue Grünanlage behutsam als ein Ort der Vermittlung zwischen industrieller Vergangenheit und neuer Bestimmung. Auf der über 200 Hektar großen Industriebrache entstand ein Park neuen Typs, der wild gewachsene Vegetation und Industriebauten miteinander verbindet.

Als Ankerpunkt der Route ist das Werk heute prägnantes Wahrzeichen von Stadt und Region. Die unter dem Aspekt wirtschaftlicher Rationalität und Funktionalität gebauten Hochöfen stehen dabei als industriekulturelle Relikte für eine prägende Epoche der Vergangenheit.

Die Attraktion an den Wochenenden: Abends taucht die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park das Hüttenwerk in ein faszinierendes Meer von Licht und Farbe.
Die Attraktion an den Wochenenden: Abends taucht die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park das Hüttenwerk in ein faszinierendes Meer von Licht und Farbe.

Farbgewaltige Lichtinstallation

Industriegeschichte, Kultur, Natur, Sport: In seiner Rolle als Freizeit- und Veranstaltungsort überzeugte der Landschaftspark Duisburg-Nord von Beginn an vor allem durch Viefalt. Spannende und außergewöhnliche Führungen zur Hüttenvergangenheit und Industrienatur gehören hier ebenso zum Programm wie Open-air-Kinoveranstaltungen, sportliche Wettkämpfe und renommierte Kulturfestivals wie die Ruhrtriennale. Und nicht zuletzt ist es die gelungene Mischung aus Industriedenkmal und Naturerlebnis, die durchschnittlich rund eine Million Besucher pro Jahr begeistert. Darüber hinaus ist der Landschaftspark ein gefragtes Fotomotiv - und das insbesondere am Abend, wenn die Installation des Lichtkünstlers Jonathan Park die Anlage farbgewaltig in Szene setzt.

Tipps für Ihren Besuch

Fackelführung im Landschaftspark Duisburg-Nord.

Führungen

Führungen zur Werksgeschichte, Schatzsuchen und schnelle Rallyes, Geocaching, Fackel- und Nachtführungen: Vom Besucherzentrum aus starten regelmäßig spannende Touren. Führungen per Rad, Fotokurse und kindgerecht aufbereitete Rundgänge ergänzen das Angebot. Regelmäßig bietet sich zudem die Chance auf einen Blick "hinter die Kulissen" des Hüttenwerks.

Homepage
Die Aussichtsplattform im Landschaftspark Duisburg-Nord.

Rundweg

Der Landschaftspark ist rund um die Uhr zugänglich und kann dank seiner Rad- und Wanderwege problemlos auf eigene Faust erkundet werden. Informationstafeln auf dem industriegeschichtlichen Rundweg informieren gezielt über Vergangenheit und Gegenwart des Hüttenwerks - ein QR-Code-System stellt via Smartphone weitere Informationen im Internet bereit.

Homepage
Ein Paradies auch für Radfahrer: der Landschaftspark Duisburg-Nord.

Sport

Wandern, Radfahren, Tauchen im Gasometer, ein Klettergarten des Deutschen Alpenvereins im Kokslager, ein Hochseilparcours in Gießhalle 2, eine Halle für Trendsportarten und für Kinder ein überdimensionaler Abenteuerspielplatz mit Riesenröhrenrutsche durch zwei Erzbunker: In Sachen Sport- und Freizeitangebote spielt der Landschaftspark locker in der ersten Liga.

Homepage
Landschaft und die erhaltenen Gebäude des Thyssen-Hochofenwerkes bilden in einmaliger Kombination den Landschaftspark Duisburg-Nord.

Industrienatur

Postindustrielle Naturräume, Fledermäuse, Kreuzkröten und mehr als 45 Vogelarten: Die einstige Industriebrache ist heute ein wertvoller Rückzugsort, den die seit 2005 auf dem Gelände ansässige Biologische Station Westliches Ruhrgebiet regelmäßig gemeinsam mit Besuchern erkundet. Der Ingenhammshof wiederum gibt Stadtkindern Einblicke in Leben und Arbeit auf einem Bauernhof.

Homepage

Landschaftspark Duisburg-Nord

info@landschaftspark.de
+49 (203) 4291919
Emscherstraße 71, 47137 Duisburg

Menschen und Macher: August Thyssen, Peter Latz, Jonathan Park

August Thyssen.
August Thyssen. © montan.dok

August Thyssen

Fleiß, Sparsamkeit und eine fundierte Ausbildung prägten das Leben August Thyssens. 1842 in Eschweiler geboren widmete sich der Unternehmersohn zunächst dem Maschinenbau- und Bauwesen-Studium bevor er ab 1861 die Handelshochschule in Antwerpen besuchte, um in die Bankgeschäfte seines Vaters einsteigen zu können. Die Gründung des Mülheimer Eisenwalzwerks bildete den Auftakt für eine überragende Industriellenkarriere. Mit der Übernahme der Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1891 und dem Ausbau des Werks zur Hüttenzeche gelang Thyssen der Sprung zum internationalen Montankonzern. 1925 –gut ein Jahr vor Thyssens Tod – gingen sämtliche Firmen in der Vereinigten Stahlwerke AG auf.

thyssenkrupp

Prof. Peter Latz

Prof. Peter Latz wurde 1939 in Darmstadt geboren und studierte Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität München. Von 1968 bis 1973 war er Lehrbeauftragter an der Academie van Bouwkunst in Maastricht, im Anschluss bis 1983 Professor an der Universität Kassel und 1983 bis 2008 Ordinarius auf dem Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und Planung der Technischen Universität München. Für die Planung des Landschaftsparks Duisburg-Nord erhielt Latz den "Ersten Europäischen Preis für Landschaftsarchitektur Rosa Barba" und den "Place Planning Award der Environmental Design Research Association (EDRA)". Er wurde zudem mehrfach für sein Lebenswerk ausgezeichnet, 2014 etwa mit dem "Friedrich-Ludwig-von-Sckell-Ehrenring" sowie mit dem "IFLA Sir Geoffrey Jellicoe Award 2016".  Die Umgestaltung des Hochofenwerks Thyssen Meiderich zwischen 1990 und 2002 hat Latz in seinem Buch "Rostrot" umfassend aufgearbeitet.

Jonathan Park

Der britische Lichtkünstler und -designer Jonathan Park (1942) ist vor allem für seine temporären Arbeiten bekannt, insbesondere für seine Show-Designs, die er gemeinsam mit dem britischen Architekten Mark Fisher bis Mitte der 1990er-Jahre für Bands wie die Rolling Stones, U2, Pink Floyd, George Michael, Tina Turner oder Brian Adams entwarf. Seine Neonlicht-Installation im Landschaftspark Duisburg-Nord, die er im Jahr 1996 verwirklichte, war ebenfalls nicht auf Dauer angelegt, ist jedoch mittlerweile fester Bestandteil des Industriedenkmals. Die Farben Rot, Grün und Blau stehen für Gas, Wasser und Feuer - und damit für zentrale Elemente eines Hüttenwerks. Seit 2009 wird seine Arbeit, die dank eines Dämmerungsschalters bei Einbruch der Nacht automatisch erstrahlt, sukzessive auf energiesparende LED-Leuchten umgerüstet.

Informationen zur Lichtinstallation auf der Seite des Landschaftsparks