Zeche Ewald Herten
Tradition trifft Zukunft
Eingebettet in den Landschaftspark Hoheward mit der größten Haldenlandschaft Europas ist die Zeche Ewald in Herten eines der nachdrückslichsten Beispiele für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Auch hier hinterließ Zollverein-Architekt Fritz Schupp seine Spuren. Auch hier findet sich markante Zechenarchitektur. Zugleich verbindet kaum ein anderer Ankerpunkt der Route Industriekultur so bewusst Tradition und Zukunft: Am Zukunftsstandort Ewald, Sitz etwa des Wasserstoff-Kompetenzzentrums, wird längst wieder gearbeitet. Erfolgreich und mit Strahlkraft weit über die Region hinaus. Ewalds Anfänge im Jahr 1871 gleichwohl waren alles andere als einfach.
Zeche Elend
In den Anfangsjahren hatte die Zeche mit großen Problemen zu kämpfen: Absatzschwierigkeiten infolge der nach 1873 einsetzenden Rezession, Gebirgsstörungen und Wassereinbrüche hemmten die Entwicklung. Im Volksmund wurde Ewald deshalb bald schon "Zeche Elend" genannt.
Erfolg nach schlechtem Start
21 Anteilseigner ("Gewerke"), darunter der Essener Unternehmer und Namensgeber Ewald Hilger, gründeten 1871 das Bergwerk im Hertener Süden. Die Anfänge waren mühsam, doch Ewald sollte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der produktivsten Zechen des Ruhrgebiets entwickeln, die zeitweise 4.000 Bergleute in Arbeit hatte. Wie vielen anderen Zechen im Ruhrgebiet zu dieser Zeit machte auch der Gewerkschaft Ewald der Mangel an Arbeitskräften zu schaffen. Sie führte deshalb in Schlesien, Nordböhmen und im Erzgebirge mehrere Anwerbungskampagnen durch. Für die Zuwanderer und ihre Familien baute sie in der Nähe der Schachtanlage Bergarbeitersiedlungen, von denen die erste 1874 an der heutigen Elisabeth- und Sophienstraße entstand. Nach Überwindung der problematischen Anfangsjahre nahm 1892 ein zweiter Schacht die Förderung auf. 1954 erhielt die Zeche den neuen Zentralförderschacht 7, in dem bis zur Stilllegung die gesamte Förderung gehoben wurde.
Zechenarchitektur aus drei Epochen
Am 28. April 2000 wurde der Betrieb auf Ewald eingestellt. Zechenarchitektur aus drei verschiedenen Bergbau-Epochen, wie der Malakowturm (1888), Schacht 2 mit Schachthalle (1928) und das Doppelstrebengerüst des Architekten Fritz Schupp über dem Zentralschacht 7 von 1955, prägen den Standort noch heute. Schupp realisierte 1954 auch die Schachthalle und die Fördermaschinenhäuser Nord und Süd. Die Dampffördermaschinen wurden im Rahmen der Umstellung von Gestell- auf Skipförderung in den 1980er-Jahren durch Elektrofördermaschinen ersetzt. Das 40 Meter hohe Gerüst über Schacht 2 wurde 1986 aus fördertechnischen Gründen gedreht; seither wurde die Seilscheibe von Süden aus gezogen.
Als Ankerpunkt ist Ewald Sinnbild für einen Strukturwandel, der die Bereiche Industrie(kultur) und moderner Wirtschaftsstandort erfolgreich verbindet.
Neue Horizonte
In der ehemaligen Lohn- und Lichthalle der Zeche hat heute das RVR-Besucherzentrum Hoheward seinen Sitz, einer der zentralen Informationsorte der Metropole Ruhr. Die Erlebnisausstellung "Neue Horizonte - Auf den Spuren der Zeit" verknüpft an 30 Stationen die Themen Zeitbestimmung, Himmelszyklen und Horizontastronomie. Themen, die sich auf der Halde Hoheward eindrucksvoll fortsetzen. Zugleich hat sich Ewald zu einem renommierten Kultur- und internationalen Wirtschaftsstandort gewandelt, der Bedeutung weit über die Region hinaus gewonnen hat.
Die Zeche Ewald ist Standort folgender Themenrouten:
Tipps für Ihren Besuch
Zeche Ewald / RVR-Besucherzentrum Hoheward Herten
hoheward@rvr.ruhr
+49 (2366) 181160
Werner-Heisenberg-Straße 14, 45699 Herten
Menschen und Macher: Ewald Hilger
Menschen und Macher: Ewald Hilger
Ewald Hilger
Ewald Hilger (1833-1887), Mitbegründer und Namensgeber des Steinkohlenbergwerks Ewald, war ein erfolgreicher Unternehmer in den Bereichen Bergbau-, Stahl- und Brauereiweisen.1871 hielt er Anteile an einer Essener Maschinenfabrik. Ein Jahr später sollte er sich zudem an der Gründung des Schalker Gruben- und Hüttenvereins beteiligen und einen Posten im ersten Grubenvorstand der Zeche König Ludwig in Recklinghausen übernehmen.
Auf seinen Wunsch hin wandte sich sein 1859 geborener, ebenfalls Ewald genannter Sohn statt dem Handel ebenfalls dem Bergfach zu. Als Bergwerksdirektor und Geheimer Bergrat bestimmte der jüngere Hilger den saarländischen und oberschlesischen Steinkohlenbergbau maßgeblich mit. Trotz seines großen Einsatzes für den Gesundheits- und Arbeitsschutz der Bergleute, galt er dabei bis zu seinem Tod 1934 als vehementer Gegner der Sozialdemokratie.