Trainingsbergwerk Recklinghausen

Bergbau zum Anfassen und Durchlaufen

2018 endete der Steinkohlenbergbau in Deutschland. Einen Eindruck von der Maloche unter Tage bekommen heute die Besucher des Trainingsbergwerks Recklinghausen. Einst war es DIE Ausbildungsstätte der Ruhrkohle AG. Heute hat es sich ein Förderverein mit ehemaligen Bergleuten, Freunden und anderen bergbaubegeisterten Menschen zur Aufgabe gemacht, das Trainingsbergwerk Recklinghausen zu erhalten und für interessierte Besucher weiter zu öffnen.

Lehrbergwerk der RAG

Das beklemmende Gefühl, 1.000 Meter unter der Oberfläche zu sein, befällt selbst alt gediente Hauer, die Zeit ihres Lebens in die Grube eingefahren sind. Im Trainingsbergwerk Recklinghausen entspricht das Gefühl nicht der Wirklichkeit: Hier geht es gar nicht tief nach unten, sondern waagerecht in die Halde hinein. Unterschiedliche Gewinnungseinrichtungen, Streckenvortriebe und ein Schacht stellen die Untertagewelt aber wirklichkeitsnah dar. Die RAG wird das Trainingsbergwerk bis mindestens Ende 2021 für Fortbildungsmaßnahmen, etwa für die Grubenwehr, nutzen. Dann wird geprüft, ob es tatsächlich dauerhaft als Besucherbergwerk betrieben werden kann.

Der typische Geruch der Grube und die Streckenquerschnitte sind in dieser Form wohl einmalig in Deutschland.
Der typische Geruch der Grube und die Streckenquerschnitte sind in dieser Form wohl einmalig in Deutschland. © Trainingsbergwerk Recklinghausen e.V.

Führungen unter Tage

Bernd-Uwe Seeger (60) hat 44 Jahre lang selbst im Bergbau gearbeitet. Der Bergbauingenieur machte die typische Bergbaukarriere und lernte den Job im wahren Wortsinn von der Pike auf. Heute ist er Vorsitzender des Vereins Trainingsbergwerk Recklinghausen e.V., der das Bergwerk betreibt und Führungen anbietet.

Herr Seeger, in der ehemaligen Bergehalde der Zeche Recklinghausen ist ein Trainingsbergwerk (TBW) eingerichtet. Können Sie kurz die Geschichte anreißen?
Die Halde entstand ab 1870 mit dem Teufen der Schächte für das Bergwerk Recklinghausen II (früher Zeche Klärchen). Das Bergwerk hat von 1875 bis 1972 Kohle gefördert. Pro Jahr 1,5 Millionen Tonnen mit über 3000 Mitarbeitern.

Früher nutzte die RAG das Trainingsbergwerk zur Ausbildung der Belegschaft. Wer steckt heute dahinter?
Die RAG hat das gesamte Gelände - insgesamt 68.000 Quadratmeter - Mitte 2019 an den Regionalverband Ruhr verkauft. Dieser hat einen Vertrag zu eigentumsähnlichen Bedingungen mit unserem Verein, Trainingsbergwerk Recklinghausen e.V., abgeschlossen. Unseren Verein haben wir im Februar 2018 mit 39 Mitgliedern gegründet. Mittlerweile haben wir 370 Mitglieder: Etwa ein Drittel engagiert sich ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Aufgabenbereichen - das ist beispielsweise E-Technik, Instandhaltung, Besucherführung, Eventplanung usw.

Ihr Verein bietet also unter anderem Führungen an. Was ist heute im Trainingsbergwerk zu sehen?
Im Trainingsbergwerk kann man in einem Strecken-/Tunnelnetz von mehr als 1.200 Metern die gesamten untertägigen Prozesse des Steinkohlenbergbaus erleben. Dazu gehört die Gewinnung, der Transport, die Streckenauffahrung und die diversen Hilfsprozesse. Ab Mitte 2021 planen wir außerdem eine Lokrundfahrt, so dass wir an vielen Stellen barrierefrei werden.

Derzeit hat Corona Deutschland im Griff, Führungen sind auch bei Ihnen nicht möglich. Wie ist die aktuelle Lage? Wie können Interessierte helfen?
Die Coronalage hat uns natürlich nicht gutgetan: Führungen sind nun zum zweiten Mal nicht mehr möglich. Zwischen den Lockdowns hatten wir nur mit verringerter Besucherzahl die Chance, Gäste zu führen. Parallel zu diesen Aktivitäten sind wir aber auch Vermieter: Wir hatten das Glück, dass wir fast die gesamte Bürofläche vermieten konnten. Die Mieteinnahmen decken die Fixkosten des Trainingsbergwerks. Wir sind über jeden froh, der uns helfen möchte. Die Mitgliedschaft im Verein ist mit einem Beitrag von 20 Euro pro Jahr relativ günstig. Wir hoffen natürlich Helfer zu gewinnen, da wir vielfältige Aufgaben haben. Das müssen auch nicht unbedingt Bergleute sein.

Die RAG wird bis mindestens Ende dieses Jahres das Trainingsbergwerk für Fortbildungsmaßnahmen, etwa für die Grubenwehr, nutzen. Wie geht es dann weiter?
Neben den Führungen werden wir weiterhin versuchen, Interessenten für unser Übungsgelände zu gewinnen. Das kann der THW, das können Feuerwehren oder andere Rettungseinrichtungen sein. Unser Übungsgelände ist für diese Gruppen höchst interessant.

Das Trainingsbergwerk Recklinghausen ist ein Standort auf der Themenroute 8.

Trainingsbergwerk Recklinghausen
Wanner Straße 30
45661 Recklinghausen
www.trainingsbergwerk.de