Umspannwerk Recklinghausen

Zeitreise Strom

Geheimnisvoll gibt sich das Museum Strom und Leben im Umspannwerk Recklinghausen derzeit in den sozialen Medien - die Posts deuten darauf hin, dass das Museum schließen wird. Dabei hatte man gerade erst im Dezember vergangenen Jahres 20. Geburtstag gefeiert und näherte sich in Sachen Besucherinnen und Besucher der halben Million. Im Interview erläutert Hanswalter Dobbelmann, einer der beiden Museumsleiter, was es mit der "Schließung" auf sich hat - und vor allem: wie es anschließend weitergeht.

20 Jahre Strom und Leben

Am 10. Dezember 2000 öffnete Deutschlands größtes Elektrizitätsmuseum seine Türen. Anlässlich des 20. Geburtstags des Museums Strom und Leben haben wir im Januar dieses Jahr schon einmal ein Interview mit Hanswalter Dobbelmann geführt.

Interview

Entwurfszeichnung aus dem neuen Ausstellungsbereich.
Entwurfszeichnung aus dem neuen Ausstellungsbereich. © Zeitreise Strom
Zeichnung der Schließfächer im neuen Ausstellungsbereich.
Zeichnung der Schließfächer im neuen Ausstellungsbereich. © Zeitreise Strom

Mehr Zukunft im Museum

Herr Dobbelmann, auf Facebook kündigen Sie an, dass das Museum Strom und Leben im Umspannwerk Recklinghausen seine Tore schließt. Müssen wir in Zukunft auf einen beliebten Ankerpunkt der Route Industriekultur verzichten?
Nein, ein Verzicht wird nicht notwendig sein, denn wir schließen am 24. September zwar das Museum Strom und Leben, werden das Museum aber am 2. Oktober mit neuem Namen und erweiterten Inhalten an gleicher Stelle neu eröffnen. Aus dem Museum Strom und Leben wird die "Zeitreise Strom - Das Deutsche Elektrizitätsmuseum". Den neuen Namen "Zeitreise Strom" haben uns übrigens im Prinzip unsere Besucher gegeben. Denn wenn wir im Besucherbuch oder im Internet nachschauen, was unsere Gäste über uns schreiben, dann finden wir sehr häufig die Bemerkung, der Museumsbesuch sei wie eine Zeitreise.

Vom "Museum Strom und Leben" hin zur "Zeitreise" - wo liegt der thematische Unterschied?
In der Ausstellungskonzeption selbst wird es keinen Unterschied zum alten Museum geben. Unser in 20 Jahren gewachsener "Markenkern" einer Ausstellung zum Anfassen mit vielen Alltagsgegenständen bleibt natürlich erhalten. Denn das ist es ja gerade, was unsere Besucher bei uns so sehr schätzen. Thematisch allerdings werden wir uns erweitern, indem wir die Zukunft in den Blick nehmen.

Wie haben wir uns das vorzustellen?
Zukunft im Museum abzubilden ist grundsätzlich erstmal gar nicht so einfach. Ein Museum lebt schließlich von seinen Objekten, und die von morgen gibt es ja noch nicht. Vorstellungen darüber, wie die Zukunft aussehen könnte, allerdings gibt es schon sehr lange. Und an dieser Stelle steigen wir ein, indem wir zunächst einmal zeigen, welche Vorstellungen von Zukunft, welche Hoffnungen, welche Visionen die Menschen seit dem späten 19. Jahrhundert mit der aufkommenden Elektrizität verbunden haben. Verkürzt gesagt, haben die Menschen sich vom Einsatz der Elektrizität eine Lösung nahezu jeden Problems erhofft.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich dann der Gegenwart. Auch heute gibt es viele Zukunftsvorstellungen, die sich viel vom Einsatz moderner Technologien versprechen, denken wir dabei nur einmal an die E-Mobilität. Da wollen wir versuchen zu zeigen, wieviel Zukunft in der Gegenwart steckt. Das ist zugegeben nicht einfach, und wir sind sehr gespannt, wie unsere Besucher unser Konzept annehmen werden.

Was wird es sonst noch Neues zu sehen geben, das das "Museum Strom und Leben" noch nicht gezeigt hat?
Wir haben einen sehr großen Sammlungsbestand, von dem wir naturgemäß nur einen kleinen Teil im Museum zeigen können. Durch die Erweiterung des Museums, immerhin kommen gut 400 Quadratmeter Dauerausstellungsfläche dazu, sind wir jetzt in der Lage, tatsächlich einige hundert weitere Objekte aus unserem Bestand dauerhaft zeigen zu können.

Auf welches Ausstellungsstück freuen Sie sich besonders/sind Sie besonders stolz?
Worauf ich mich sehr freue, ist, zu sehen, wie unsere Ausstellungsgestaltung und unsere Ideen dazu, unsere Objekte in Szene zu setzen auf unsere Gäste wirken werden. Denn zusammen mit unseren Gestaltern Bernd Farber und Michael Rockstein und der umsetzenden Firma simple aus Köln haben wir, glaube, ich einen wirklich spannenden und ungewöhnlichen neuen Ausstellungsbereich entwickelt.

Das  Umspannwerk Recklinghausen ist ein Ankerpunkt auf der Route Industriekultur.
Alle bisherigen Interviews unserer Reihe "Gespräche zur Route Industriekultur" finden Sie  auf dieser Seite.