Signalobjekt für Friedrich Heinrich

Hingucker am Ankerpunkt

Leuchtend gelb und unübersehbar: Wie überdimensionale Stecknadeln markieren die so genannten Signalobjekte die 27 Ankerpunkte der Route Industriekultur - und machen das industriekulturelle Erbe damit weithin sichtbar. Seit März 2021 ist der Zechenpark Friedrich Heinrich der 27. Ankerpunkt der Route Industriekultur. Am 8. Juli erhält er nun endlich auch sein eigenes Signalobjekt. Zeit, sich die "Pommespieker" mal genauer anzusehen.

Optische Hinweise

Neben den Signalobjekten markieren auch Brammen und Hinweistafeln die unterschiedlichen Standorte auf der Route Industriekultur. Mehr zu den optischen Hinweisen findet sich auf unserer Unterseite

Was ist die Route Industriekultur?

So wird auch das Exemplar in Kamp-Lintfort aussehen: Signalobjekt am Deutschen Bergbau-Museum Bochum.
So wird auch das Exemplar in Kamp-Lintfort aussehen: Signalobjekt am Deutschen Bergbau-Museum Bochum. © RIK/Kreklau

Eine "Stecknadel" in Schwefelgelb

Bei der Montage des neuen Signalobjekts am 8. Juli werden unter anderem die Regionaldirektorin des RVR, Karola Geiß-Netthöfel, und Prof. Dr. Christoph Landscheidt, Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort, anwesend sein Im Vorfeld haben wir uns mit Gudrun Lethmate vom Team Nationales und internationales Netzwerk Industriekultur und Andreas Wellpoth vom Team Regionales Standort-und Infrastrukturmanagement im Referat Industriekultur beim Regionalverband Ruhr (RVR) unterhalten.

In der kommenden Woche wird das Signalobjekt am Zechenpark Friedrich Heinrich installiert. Was ist eigentlich der Sinn eines solchen Objekts?
Gudrun Lethmate: Mit der Eröffnung der Route Industriekultur im Präsentationsjahr der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park 1999 wurde auch das Leitsystem im Corporate Design des Projektes fertiggestellt. Das Beschilderungs- und Leitsystem ist ein wesentlicher Bestandteil der Route. Neben den Printmedien und elektronischen Medien bietet es dem Besucher Orientierung und wichtige Hinweise in einer geographisch zergliederten und städtebaulich unübersichtlichen Region. Zu diesem Leitsystem gehört auch das Signalobjekt im Zugangs- und Eingangsbereich eines Ankerpunkts. Es ist ein weithin sichtbares Zeichen, das Aufmerksamkeit erzeugen soll.

Woraus besteht so ein Signalobjekt?
Andreas Wellpoth: Es besteht aus Glasfaserkunstoff (GfK) und wird auf einem knapp vier Tonnen schweren Betonfundament montiert. Das Material zeichnet sich durch hohe Beständigkeit und Resistenz aus. Es ist durch Umwelteinflüsse nahezu unverwüstlich. Vergleichbare Produkte, die über Jahrzehnte besonderen Umwelteinflüssen ausgesetzt waren, haben bereits eine Lebensdauer von weit über 30 Jahren erreicht.

Wie groß ist es, und warum ist es gelb?
Wellpoth: Das Signalobjekt ist ca. neun Meter hoch. Der Durchmesser hat einen konischen Verlauf von 220 Millimeter am Fußpunkt bis 560 Millimeter am Kopf. Der konische Verlauf, die Neigung von zehn Grad sowie die Deckbeschichtung in der Farbe RAL 1016, Schwefelgelb, betonen die Signalwirkung und erhöhen die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit.
Lethmate: Das Corporate Design der Route Industriekultur wurde seinerzeit entwickelt von Arndt + Seelig Kommunikationsdesign in Bielefeld. Es orientiert sich in seiner Formensprache und Gestaltung an "regionaltypischen" Materialien wie Kohle und Stahl und nutzt damit farblich eher ein gedecktes Anthrazit. Als Akzentuierung werden die Farben Orange und Gelb als Eyecatcher und Signalfarben eingesetzt. Die Idee des Signalobjekts ist, eine Art überdimensionale "Stecknadel" zu setzen, die wie die Nadel auf einer Landkarte "aufgepiekst" wird und auf besondere Orte hinweist.
Wellpoth: Die auf der Stele aufgebrachte Wortbildmarke der Route Industriekultur sowie der Name des Ankerpunktes geben dem Betrachter und Besucher den Hinweis auf die Besonderheit des einzelnen Ankerpunkts, aber auch auf die Verbindung zur gesamten Route Industriekultur in der Metropole Ruhr.

Wie und wo wird das Signalobjekt produziert?
Wellpoth: Das Signalobjekt am Zechenpark Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort wird nach genauen statischen Vorgaben durch ein Fachunternehmen, die Firma IBK Fibertec GmbH in Büren, produziert. Dabei werden auf einem konischen Wickeldorn aus Metall die in Polyesterharz getränkten Glasfaserfäden lagenweise aufgewickelt. Nach einem Herstellungsplan, der die statischen Anforderungen berücksichtigt, werden die Glasfaserfäden in verschiedenen Lagen zur Achse geneigt aufgebracht, bis eine Wandstärke von rund zehn Millimetern erreicht wird. Im Anschluss erfolgt eine thermisch unterstütze Erhärtungsphase, bis der metallene Wickeldorn gezogen werden kann. Der Deckel am Kopf und das Flanschfußteil mit zehn Grad Neigung am konischen Schaftteil wird nachträglich angearbeitet. Aus ästhetischen Gründen wird die Oberfläche nach der Aushärtung fein geschliffen. Im Anschluss erfolgt die Deckbeschichtung im Farbton RAL 1016 und die Beklebung mit der typischen Beschriftung.

Wenn das Signalobjekt jetzt am Zechenpark Friedrich Heinrich aufgestellt wird - wie funktioniert das?
Wellpoth: Die Montage des Signalobjekts erfolgt mit der bereits vorbestimmten Neigung von zehn Grad mit Hilfe des bereits in der Werkstatt angeformten massivem Flanschteils. Wie im Stahlbau wird die Stele über einbetonierte Edelstahlgewindeanker M20 und einem Edelstahllosflansch mit zwölf Muttern und Kontermuttern mit einem definierten Vorspannmoment befestigt.

Wo genau wird das Signalobjekt platziert?
Wellpoth: Am Standort des Zechenpark Friedrich Heinrich soll das Signalobjekt gegenüber des Schirrhof gut sichtbar auf der Wiese aufgestellt werden.

Haben Sie ein Lieblings-Signalobjekt?
Wellpoth: Eines meiner Lieblings-Signalobjekte steht am Nordsternpark auf einer Verkehrsinsel. Der besondere Aufstellort und die Nähe zu meiner Heimat machen es zu etwas Besonderem.
Lethmate: Am Hohenhof in Hagen. Die Villa Hohenhof ist sicherlich in erster Linie als Baudenkmal von europäischem Rang bekannt. Spannend finde ich den engen Zusammenhang zur Kunst im Industriezeitalter. Mit diesem Ort hat der Hagener Bankierssohn Karl Ernst Osthaus seiner eigenen Vision vom Leben im industriell geprägten Ruhrgebiet Ausdruck verliehen. Die Künstlerkolonie Hohenhagen auf der bewaldeten Hochfläche war gedacht als Kulturoase inmitten des Industriebezirks, als Beispiel gegen das "Absinken des Ruhrgebiets in eine völlig ungeplante Ansammlung aus tristen Fabriken und Kolonien". Das Signalobjekt macht den Zusammenhang und die Zugehörigkeit dieses besonderen Ortes zur Route Industriekultur deutlich.
 

Der  Zechenpark Friedrich Heinrich ist ein Ankerpunkt auf der Route Industriekultur.
Alle bisherigen Interviews unserer Reihe "Gespräche zur Route Industriekultur" finden Sie  auf dieser Seite.

Blick in die Werkstatt der Firma IBK Fibertec GmbH in Büren: Wickeldorn aus Metall.
Blick in die Werkstatt der Firma IBK Fibertec GmbH in Büren: Wickeldorn aus Metall. © RVR/Wellpoth
Der Zementsockel für das Signalobjekt am Zechenpark Friedrich Heinrich ist bereits am Standort verankert.
Der Zementsockel für das Signalobjekt am Zechenpark Friedrich Heinrich ist bereits am Standort verankert. © RVR/Wellpoth
Abschließende Beschriftung des fertigen Signalobjekts für den Zechenpark Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort.
Abschließende Beschriftung des fertigen Signalobjekts für den Zechenpark Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort. © RVR/Wellpoth