LWL-Freilichtmuseum Hagen
Großreinemachen im Freilichtmuseum
Im Hagener Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat die Saison begonnen. Drei Sonderausstellungen sind geplant - zum Thema Farben, zur Verwendung von Messing sowie historische Kupferstiche mit Handwerksdarstellungen für Jugendliche. Zudem wird es einige Baumaßnahmen geben, und es sind - wie in jedem Jahr - zahlreiche Veranstaltungen geplant. Nicht zu vergessen: Es kommt ein neues Museum hinzu. Und: Dank eines aufwendigen Umzugs rückt eine alte Mühle künftig sichtbar in den Fokus der Besucher.
Besuchsplanung
Die Besuchsplanung im Freilichtmuseum Hagen ist coronabedingt zum Start dieser Saison anders als gewohnt: Um die Hygienevorschriften umzusetzen, buchen die Besucherinnen und Besucher vorab. Es werden immer nur so viele Gäste eingelassen, dass die Mindestabstände gut eingehalten werden können.
Wann wird bei Ihnen kaltgewalzt, Herr Beckmann?
Wir haben mit dem Museumsleiter Dr. Uwe Beckmann über die anstehenden Neuerungen gesprochen.
Herr Beckmann, die Winterpause war coronabedingt länger als sonst. Was ist in dieser langen Zeit eigentlich im LWL-Freilichtmuseum Hagen geschehen? Oder anders: War in dieser Zeit in 50 Gebäuden "Großreinemachen" angesagt?
In der Tat war Großreinemachen angesagt - nicht nur in unseren Gebäuden und historischen Werkstätten. Wir haben die coronabedingt öffnungslose Zeit genutzt, um an der einen oder anderen Stelle aufzuräumen und Dinge zu bearbeiten, die sonst möglicherweise länger liegen geblieben wären. Zudem war dies die Gelegenheit, einige Instandhaltungsmaßnahmen an Gebäuden anzugehen, beispielsweise das Dach des "Hammer Ante" mit Schiefer neu zu decken. Für die beauftragten Handwerker eine herausfordernde und knifflige Aufgabe. Am aufwändigsten und in gewisser Weise auch am meisten Dreck verursachend war aber die Organisation von Holztransporten durch und aus unserem Museumsgelände. Auch bei uns hat der Borkenkäfer zugeschlagen und Teile des Waldes im und am Museum vernichtet. Durch das Fällen der Bäume sind ganz neue Einblicke und Perspektiven im Museumsgelände entstanden, und die Natur begrünt die Hügel auch bereits wieder. Es lohnt sich durchaus, die Veränderungen zu betrachten, die hier entstanden sind.
Die coronabedingt längere Winterpause hat uns auch die Möglichkeit gegeben, unsere Bauprojekte so voranzutreiben, dass sie den Museumsbesuch jetzt so wenig wie möglich stören: Viel Lautes und Dreckiges ist in den letzten Monaten erledigt worden; weitere dieser Arbeiten stehen für die nächste Winterpause an.
Welche Baumaßnahmen sind denn in den kommenden Monaten geplant?
Am Parkplatz entsteht mit einem neues Eingangsgebäude mit großem Museumsshop ein einladender und attraktiver Eingangsbereich für das LWL-Freilichtmuseum Hagen. Hier wird zukünftig auch die Wegebahn starten, um Besucherinnen und Besuchern den Weg durch das zum Teil ansteigende Museumsgelände zu erleichtern. Für die Trasse sind im mittleren Museumsbereich vorbereitende Arbeiten erfolgt. Mit dem Gebäude der Verzinkerei sind wir endlich einen Schritt weitergekommen; wir hoffen, dass wir in absehbarer Zeit die bauliche Abnahme der Stadt erhalten, um die dort vorgesehene Ausstellung und die Modellverzinkungsanlage einbauen zu können. Dieses Projekt wird uns großzügig durch die Firma "Zinq" Voigt & Schweitzer aus Gelsenkirchen sowie die Robert-Voigt-Stiftung ermöglicht.
Ein weiteres wichtiges Projekt, das in den nächsten Wochen fertiggestellt wird, ist unser neues Wegeleitsystem, das die Orientierung im Museumsgelände noch stärker erleichtern wird. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch neue Texte für die Tafeln an unseren Gebäuden geschrieben. Kurz und prägnant, mit den wichtigsten Informationen und einer Aufmerksamkeit erweckenden kurzen Kopfzeile, die zum Eintreten in das Gebäude verleiten soll: Welche historische Werkstatt im LWL-Freilichtmuseum Hagen verbirgt sich beispielsweise hinter "Den ganzen Tag in Bauchlage"? Welche hinter "250 Grad für volles Aroma"?
Spannend wird auch die "Translozierung" der Windmühle? Was bedeutet das?
Eindeutig unser aktuell aufwändigstes, attraktivstes, ja spektakulärstes Projekt! Die Windmühle wurde Anfang der 1960er-Jahre als eines der ersten Objekte des entstehenden Freilichtmuseums auf einem Hügel errichtet, der sich heute - den Entwicklungen der letzten Jahre geschuldet - außerhalb des eigentlichen Museumsbereichs befindet, und so von den Besucherinnen und Besuchern eigens aufgesucht werden muss. Ein recht steiler Anstieg erschwert die Besichtigung noch zusätzlich. Nach über 50 Jahren hatte der Zahn der Zeit an diesem wunderbaren Museumsobjekt genagt - die notwendige umfangreiche Sanierung haben wir zum Anlass genommen, die Mühle an einen wesentlich attraktiveren Standort zu versetzen: Genau am anderen Ende des Museumsgeländes, oberhalb des "Dorfbereichs" wird sie zu einem Anziehungspunkt werden, von dem aus es zudem einen großartigen Blick über das Museum geben wird. Spektakulär - und ab der ersten Jahreshälfte 2022 zu bewundern.
Ein Standort auf unserer Themenroute 11 "Frühe Industrialisierung" ist das Deutsche Kaltwalzmuseum. Das zieht demnächst bei Ihnen ein.
Wir hoffen in der Tat, hier bald den Einzug vermelden zu können - aber es wird noch ein wenig dauern. Wie haben mit dem Förderverein Deutsches Kaltwalzmuseum e.V. sehr konstruktive Verhandlungen geführt und einen nahezu unterschriftsreifen Vertrag erarbeitet. Vor der Unterzeichnung muss unser Kooperationspartner allerdings noch finanzielle Aspekte klären - aber ich bin sehr optimistisch, dass das nicht mehr lange dauern wird. Dann werden wir mit den Umbauarbeiten beginnen und in einiger Zeit eine sehr eindrucksvolle Ausstellung zeigen können, mit einem Maschinenbereich und einem Bereich mit Alltagsprodukten, die aus kaltgewalztem Stahl entstehen. Das ist äußerst beeindruckend, denn auch jüngere Besucher werden vieles aus ihrer eigenen Lebenswelt wiedererkennen.
Welche Sonderausstellungen werden in dieser Saison gezeigt?
Wir haben vom "Carl Bosch Museum" in Heidelberg eine Ausstellung zum Thema "Faszination Farbe" übernommen, die wir um einige Exponate aus den eigenen Beständen ergänzen. In der Ausstellung geht es vorwiegend - aber nicht nur - um naturwissenschaftlich-technische Aspekte; sie enthält viele Mitmachstationen, um spielerisch an naturwissenschaftliche Phänomene heranzuführen: Wie entstehen Farben, welchen Zweck erfüllen sie, wie begegnen sie uns im Alltag? Was sind Farben, was sind Pigmente? Was passiert, wenn Farben gemischt werden? Diese - und weitere - Fragestellungen ergänzen wir um Erkenntnisse zur Bedeutung und zur Rolle von Farben in Handwerk und Technik.
In der Gelbgießerei präsentieren wir "Handwerksbilder aus dem 18. Jahrhundert". Die Illustrationen wurden seinerzeit speziell für Kinder und Jugendliche gestaltet, um ihre Neugierde zu wecken und sie - aufklärerischen Idealen folgend - umfassend zu bilden. Wir haben vorwiegend Werkstätten und Tätigkeiten ausgewählt, die auch im Museum zu besuchen sind. Das lädt zum vergleichenden Entdecken ein!
Und dann gibt es noch etwas zum Thema Messing.
Rund 100 Dosen und Behälter aus Messing aus dem "Deutschen Messingmuseum für angewandte Kunst" in Krefeld aus der Zeit vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bilden den Kern einer Sonderausstellung im Goldschmiedehaus. Dosen aus Messing wurden für unterschiedlichste Aufbewahrungsformen hergestellt - von Tabak, Tee und Zucker bis hin zu Bargeld und Fischwürmern. Ein Zentrum der deutschen Messingverarbeitung war Iserlohn, das für seine Tabakdosen berühmt war. Mit der Messingstampfe und der Gelbgießerei stehen zwei Gebäude aus Iserlohn mit Messingbezug im LWL-Freilichtmuseum Hagen.
Sie sehen: Auch bei unseren Ausstellungen schaffen wir völlig unterschiedliche inhaltliche und zeitliche Schwerpunkte. Da sollte für jede Besucherin, jeden Besucher etwas dabei sein.
Wie in jedem Jahr sind im Freilichtmuseum zahlreiche Veranstaltungen geplant, vom Tuchmarkt über das Kinderfest bis zur Oldtimer-Schau und zum Weihnachtsmarkt. Auf welche freuen Sie sich persönlich am meisten?
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir dieses Jahr wieder unseren bunten Veranstaltungsreigen präsentieren können - ob, und in welchem Umfang das auch geschehen kann, steht in den "Corona-Zahlen". Wenn die Situation es erlaubt, sind wir aber bereit, denn natürlich erledigen wir in einem vertretbaren Rahmen schon jetzt notwendige Planungen und Vorbereitungen. Ich freue mich dann auf alle Veranstaltungen gleichermaßen - zum einen, weil mit der Durchführung grundsätzlich eine gewisse Normalität zurückkehren würde, zum anderen, weil unsere Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert sind und wir so vielen Besucherinnen und Besuchern Freude bereiten können. Und darum geht es doch. Dass der Weihnachtsmarkt dabei eine ganz eigene Attraktion ist, brauche ich vermutlich nicht zu erwähnen...
Das Freilichtmuseum Hagen ist ein Ankerpunkt auf der Route Industriekultur.
Das Deutsche Kaltwalzmuseum ist ein Standort auf der Themenroute 11.
Alle bisherigen Interviews unserer Reihe "Gespräche zur Route Industriekultur" finden Sie auf dieser Seite.
Eine Windmühle zieht um
Die Windmühle aus der 1960er-Jahren wird derzeit von ihrem bisherigen, wenig beachteten Platz an einen neuen, gut sichtbaren umgesetzt. Sie wird im Spätsommer im oberen Museumsbereich in die Nähe vom Haus Letmathe, dem ehemaligen Restaurant, frisch restauriert wiederaufgebaut. Besucherinnnen und Besucher können während der Saison den Stand der Baufortschritte beobachten.
Die komplette Playlist zum Umzug auf dem YouTube-Channel des Freilichtmuseums Hagen ist hier zu finden.
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