Route Industriekultur und Bauhaus

Die Industrialisierung des Bauens

Nicht jede moderne Architektur ist Bauhaus. Dennoch ist die moderne Architektur im Ruhrgebiet nicht unabhängig vom Bauhaus entstanden. Die Beziehungen jedoch, auch die künstlerischen, sind kompliziert. Was das Verhältnis von Bauhaus und Industriekultur besonders macht, ist die Gegensätzlichkeit der Bedingungen: Dort das idyllische Weimar bzw. Dessau, hier die hochindustrialisierte Region mit ihrer Multikulti-Bevölkerung. Dort Goethe und Schiller, hier Krupp und Thyssen.

Themenroute 31

Die Themenroute Bauhaus und Industriekultur führt in drei Regionen des Ruhrgebiets: nach Hagen und Wetter, Essen und Bottrop sowie nach Oberhausen und Duisburg. Insgesamt stellt die Themenroute 18 Standorte vor, die davon zeugen, wie sehr die Bauhaus-Bewegung auch im Westen das Gestalten beeinflusste. Sollten die für die Standorte erstellten Lesezeichen im PDF nicht automatisch angezeigt werden, können Sie diese oben in Ihrem Browser aktivieren.

Cunosiedlung, 1928.
Cunosiedlung in Hagen im Jahre 1928. © Stadtarchiv Hagen

"Anstinken" gegen Schachtanlagen und Abraumhalden

Auch im Ruhrgebiet hat sich schon vor der Gründung des Bauhauses moderne Architektur ereignet. Der Hagener Impuls war überhaupt, wenn man so will, eine Brutstätte des Bauhauses. Walter Gropius hatte seine Idee von der Bedeutung der monumentalen reinen Formen von Silobauten für die Neuformulierung der Architektur im Kreis um Karl Ernst Osthaus erstmals der Öffentlichkeit vorgetragen. Hannes Meyer arbeitete im Büro Metzendorf an der Planung der Margarethenhöhe. Später wird Ludwig Mies van der Rohe im benachbarten Krefeld seine berühmten Häuser Lange und Esters bauen. Damit waren alle drei Bauhausdirektoren in der Region präsent. Das Ruhrgebiet mit seinen führenden Architekten jedoch hatte Industrie im größten damals denkbaren Maßstab umzusetzen - und trieb damit auch die Industrialisierung des Bauens voran. Größer, deutlicher, expressiver musste die Architektur hier sein, schließlich galt es, gegen Fördergerüste und Schachtanlagen „anzustinken“, gegen Abraumhalden und den omnipräsenten Dreck. Die Reinheit der Bauhausarchitektur war im Revier keine Option. Und dennoch nahm deren Ästhetik deutlich Einfluss auf die Bauten der Schwer- und Montanindustrie.