Halde Rungenberg Gelsenkirchen

Lichter in der Nacht

Aufgeschüttet aus schwarzem Bergematerial erheben sich zwei Pyramiden unbegrünt und beinahe unwirtlich in den Himmel und bilden die Doppelspitze der Halde Rungenberg. Dunkle massige Gebilde, die gekrönt werden von dicken Röhren aus verrostetem Stahl - und dem strahlendem Licht der darin untergebrachten Scheinwerfer. Ein künstlerisches Spiel mit den Gegensätzen, das die Abraumhalde in Gelsenkirchen zu einem außergewöhnlichen Kunstwerk erhebt.

Hausberg einer ganzen Siedlung

Die Tafelberg-Halde ist der Hausberg der Siedlung Schüngelberg, die sich an die östliche Seite der Aufschüttung "schmiegt". Neben der ursprünglichen Kolonie entstand im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park auch ein Neubaugebiet, dessen Achsen zentral auf die Halde zulaufen.

Siedlung Schüngelberg

Nachtaufnahme der Halde Rungenberg.
Nachtaufnahme der Halde Rungenberg. © RIK/Staudinger ©2020 VG Bild-Kunst, Bonn

"Nachtzeichen" und "Schienenplateau"

Rund 63 Hektar groß und gut 60 Meter hoch ist die Halde im Ortsteil Buer. Aufgeschüttet aus dem Abraum des Bergwerks Hugo zählt sie zu den größten Halden des Ruhrgebiets. Die geometrische, unbegrünte Gestaltung der Haldenspitze resultiert aus einem Konzept des Schweizer Architekten Rolf Keller, der auch die nahe Neubausiedlung entworfen hat und bewusst die Künstlichkeit der Halde betonen wollte. Deren künstlerische Gestaltung wurde 1992 in die Hände von Hermann EsRichter und Klaus Noculak gelegt, die die "Nachtzeichen" entwarfen: Zwei Spiegelscheinwerfer wurden so gen Himmel positioniert, dass sich ihre Strahlen genau über der imaginären Haldenspitze kreuzen und diese damit komplettieren. EsRichter und Noculak entwarfen zudem das so genannte "Schienenplateau" etwa auf der Mitte der oberen Haldenterrasse: ein aus 5.500 Metern Zechenbahngleisen gebildetetes Feld, das einerseits an die Bedeutung des Zugverkehrs für den Bergbau erinnern soll, durch einige diagonal auf die Grundstruktur aufgeschweißte Schienen jedoch zugleich den Strukturwandel symbolisiert.

Aufstieg in Schleifen oder per Treppe

Von der Horster Straße oder der Siedlung Schüngelberg aus erschließt sich dem Spaziergänger die Halde über zahlreiche Wege, die sich in großen Schleifen den Berg hinaufziehen. Wer eiliger den Gipfel erstürmen möchte, wählt von der Siedlung aus als Zugang die Brücke über den Lanferbach an der Holthauser Straße und steigt die ca. 300 Treppenstufen hinauf. Die Belohnung: beeindruckende Kunst und ein Ausblick, der mehr als deutlich macht, wie eng Zeche und Siedlung, Bergwerk und Halde noch heute miteinander verknüpft sind.

Halde Rungenberg

Holthauser Straße, 45897 Gelsenkirchen