Eine runde Sache

Sanierung abgeschlossen - das Paradies naht

Mehr als ein Jahr lang war der Gasometer Oberhausen wegen Sanierung geschlossen, nun stehen die Arbeiten kurz vor dem Ende. Während außen die Schutzhülle abgenommen wird, laufen innen bereits die Vorbereitungen für die neue Ausstellung auf Hochtouren: "Das zerbrechliche Paradies" wird die einmalige Schönheit der Erde zeigen. Im hohen Luftraum können Besucher dann erneut einen Blick auf ihren Heimatplaneten werfen, der sonst ausschließlich Astronauten vorbehalten ist.

Auf der Baustelle

Zeitgleich mit Beendigung der Erfolgsausstellung "Der Berg ruft" starteten Ende Oktober 2019 die Sanierungsarbeiten, die in den kommenden Wochen beendet werden. Das Gasometer-Baustellentagebuch zeigt die kleinen und großen Schritte auf dem Weg zur Wiedereröffnung.

Baustellentagebuch

Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH.
Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH. © Gasometer Oberhausen

"Wir planen eine Eröffnung im Juli."

Zwischen Abschluss der Sanierungsarbeiten und Aufbau der kommenden Ausstellung haben wir mit Jeanette Schmitz gesprochen. Die Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH sagt: "Ich freue mich total, wenn wir endlich wieder öffnen dürfen. Sofern es die Pandemie-Entwicklung zulässt, wird dies noch vor den Sommerferien geschehen.“

Frau Schmitz, am Gasometer fallen die Hüllen, sprich: Die Korrosionsschutzarbeiten an der Hülle sind abgeschlossen, und wir sehen den Gasometer bald in neuer alter Farbe. Was wurde im vergangenen Jahr eigentlich alles gemacht?
Am Gasometer sind die Zeichen der Zeit nicht spurlos vorübergegangen und so mussten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die wichtigste Aufgabe war die Erneuerung des Korrosionsschutzes. Insgesamt galt es, eine Fläche von 70.000 Quadratmetern zu behandeln, darunter die gesamte Außenhülle inklusive des Daches sowie die demontierten Umläufe, Treppen und Ausbläser. Das Fundament des Gasometers zeigte ebenfalls Schäden und wurde saniert. Insgesamt 60 Kubikmeter Beton flossen in diesen Bauabschnitt. Im Inneren erhielt die Decke einen neuen Korrosionsschutz und die elektrischen Anlagen wurden erneuert.

Im Rahmen der Sanierung gab es für Sie viele Überraschungen – technischer und finanzieller Art. Welche waren das?
Nachdem die alten Farbschichten abgelöst waren, offenbarten sich größere Schäden an der Hülle als erwartet. Umfangreichere Stahlbaumaßnahmen waren erforderlich. Auch der für Oberhausener Verhältnisse heftige Wintereinbruch mit den andauernden Minusgraden war eine Überraschung, die die Arbeiten am Korrosionsschutz verlangsamte. Im Großen und Ganzen hielten sich die negativen Überraschungen aber in Grenzen. Positiv ist, wie gut alle Gewerke zusammengearbeitet haben. Insgesamt sind wir mit dem Verlauf der Sanierungsarbeiten zufrieden. 

Ist die Sanierung damit komplett abgeschlossen, oder stehen noch Arbeiten an?
Die Arbeiten im Inneren des Gasometers sind weitgehend abgeschlossen. Dort hat bereits der Aufbau der neuen Ausstellung "Das zerbrechliche Paradies" begonnen. Parallel dazu wird außen in den nächsten sechs bis acht Wochen das rund 1000 Tonnen schwere Gerüst Stück für Stück abgetragen. Danach müssten noch mit Hilfe eines Spezialkrans und Industriekletterern die umlaufenden Treppen, Geländer und Ausbläser an ihre angestammten Plätze montiert werden. Dies wird nochmal gut vier Wochen dauern. Als letzter Schritt steht dann eine Wiederherstellung der Außenanlagen an.

Waren das nun Arbeiten für die Ewigkeit? Oder anders gefragt: Wie lange hält das?
Bei allen vorherigen Sanierungen des Gasometers wurden Korrosionsschäden nur oberflächlich behandelt und dann übermalt. So kamen die insgesamt 14 Farbschichten auf der Mantelfläche zustande, die allesamt entfernt wurden. Der Korrosionsschutz wurde hier von Grund auf mit vier Farbschichten neu aufgebaut. Alle an der Sanierung Beteiligten gehen davon aus, dass in den nächsten 30 Jahren keine Korrosionsschäden an der Hülle zu erwarten sind.

Damit rückt jetzt die kommende Ausstellung ins Licht. Was erwartet uns?
"Das zerbrechliche Paradies" nimmt die Besucher mit auf eine bildgewaltige Reise durch die bewegte Klimageschichte unserer Erde und zeigt in beeindruckenden, preisgekrönten Fotografien und Videos, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Anthropozäns verändert. Höhepunkt der Ausstellung ist eine monumentale Skulptur der Erde, auf die hochaufgelöste Satellitenbilder projiziert werden. Außerdem können Besucher dank neuester 3D-Technik in die Rolle verschiedener Urwaldbewohner schlüpfen und das größte Regenwaldschutzgebiet der Welt, den Nationalpark Tumucumaque, virtuell erkunden. Zudem stehen Experten in Sachen Klimafragen als Holgramme Rede und Antwort.

In diesen Tagen beginnt der Aufbau der Ausstellung. Wie können wir uns das vorstellen? Wird erstmal durchgefegt?
Richtig, bevor wir mit dem Aufbau starten konnten, gab es zunächst einmal eine sehr gründliche Reinigung des Gasometers. Jede Strebe, jeder Träger und in jedem Winkel wurde gesaugt und gewischt. Dann wurde die gigantische Erdkugel, der Höhepunkt der neuen Ausstellung, in Position gebracht. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Hängung der knapp 200 Fotografien, Monitore und Projektoren werden installiert und nach und nach treffen erste Exponate ein. Insgesamt werden die Aufbauarbeiten aber mehrere Wochen dauern.

Der Höhepunkt Ihrer Ausstellungen spielt sich immer im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers ab. Diesmal ist eine Skulptur der Erde zu sehen, auf die Satellitenbilder projiziert werden. Kennen wir das nicht schon?
Höhepunkt der Ausstellung ist tatsächlich - und übrigens auf vielfachen Wunsch unserer Besucher - eine Erdskulptur. Unser Kooperationspartner, das Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, hat aus den neuesten Satellitendaten spektakuläre Bilder mit neuen Inhalten zusammengestellt, die noch nie in dieser Brillanz und Auflösung zu sehen waren. Rupert Huber, ein Musiker aus Wien, komponiert eine passende Begleitmusik dazu. Wir bringen also wissenschaftliche Erkenntnisse und Kunst zusammen und schaffen so ein Gesamterlebnis, das unsere Besucherinnen und Besucher zutiefst berühren wird. 

Welches ist Ihr liebstes Exponat in der neuen Ausstellung?
Sicherlich wird die Erdkugel wieder mein Favorit sein. Ich kann mir kaum etwas Schöneres in dem gigantischen Luftraum des Gasometers vorstellen. Aber dann wird es noch ein Exponat geben, auf das ich mich besonders freue. Den Abguss eines Kindes, das 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs in Pompeji ums Leben kam. Wir haben lange mit den italienischen Behörden verhandelt, und nun wird das Kind unser Kapitel über die Macht der Naturkräfte bereichern.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie belasten unter anderem auch die Museen und Ausstellungsorte. Können Sie überhaupt schon sagen, wann sie eröffnen?
Es ist wirklich schwierig, darauf eine Antwort zu geben. Sobald eine publikumswirksame Eröffnung im Sommer möglich ist, werden wir die Tore des Gasometers öffnen. Zurzeit planen wir eine Eröffnung im Juli.

Der  Gasometer Oberhausen ist ein Ankerpunkt auf der Route Industriekultur.

Erdkugel schwebt im Gasometer