21. Dortmunder DEW21-Museumsnacht

Bleibt alles anders

Die Dortmunder Museen laden am 18. September zur "etwas anderen" Dortmunder DEW21-Museumsnacht - in Coronazeiten eine der wenigen Museumsnächte europaweit. Mit dabei sind mehr als 30 Spielstätten - darunter zahlreiche Standorte der Route Industriekultur. Höhepunkte sind unter anderem ein spektakuläres 3D-Videomapping am Dortmunder U, der Skywalk auf Phoenix West und die "Physikanten" in der DASA.

Kartenverkauf läuft

Für jeden Programmpunkt wird ein Einzelticket angeboten, das nur online gebucht werden kann. Es lassen sich jedoch auch verschiedene Angebote an einzelnen Spielorten kombinieren.

Tickets

Dr. Jens Stöcker vor dem Dortmunder U.
Dr. Jens Stöcker vor dem Dortmunder U. © Katrin Pinetzki

Wie wichtig ist die Industriekultur, Herr Dr. Stöcker?

Dr. Jens Stöcker (48) ist Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund und stellv. Leiter der Städtischen Museen, die die Museumsnacht veranstalten.

Herr Dr. Stöcker, 453 Einzelveranstaltungen, 8.894 verfügbare Tickets – und das in Corona-Zeiten. Es scheint, als hätte es die Dortmunder Museums- und Kulturszene kaum erwarten können, dass es endlich wieder losgeht. Wann haben Sie begonnen, das Programm zusammenzustellen?
Nach der Museumsnacht ist vor der Museumsnacht… Im Grunde geht es direkt nach dem Ende der einen Veranstaltung mit der Planung fürs nächste Jahr weiter. Und da wir die Museumsnacht selbst im vergangenen Jahr als eine der wenigen deutschland-, ja: europaweit nicht haben ausfallen lassen, stand für uns und für den Hauptsponsor DEW21 auch für 2021 fest: Die Museumsnacht ist gesetzt - in welcher Form auch immer. Lange Zeit haben wir also mit verschiedenen Szenarien geplant und sind nun sehr froh, dass mit der 3G-Regel und einzeln buchbaren Online-Tickets doch sehr viele Veranstaltungen möglich sind. Denn Ihr Eindruck ist absolut zutreffend: Die Museen und Kulturorte können es kaum erwarten, wieder Menschen in ihren Häusern zu haben!

Diese Museumsnacht ist, wie Sie selbst sagen, "anders", aber nach wie vor nicht so wie in den Jahren vor der Pandemie. Dennoch soll das, was machbar ist, auch umgesetzt werden. Was ist machbar und welche Einschränkungen gibt es?
Die wichtigste Änderung ist: Es gibt kein All-Inclusive-Ticket. Es ist also nicht möglich, mit Shuttle-Bussen von Ort zu Ort zu fahren und spontan über den Verlauf des Abends zu entscheiden. Die DEW21-Museumsnacht 2021 erfordert stattdessen etwas Planung: Da die Veranstaltungsorte coronabedingt nicht zu voll werden dürfen, sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich vorab Tickets für die gewünschten Programmpunkte zu buchen. Das hat durchaus Vorteile: Man muss nicht Schlange stehen und kann sicher sein, auch einen Platz zu bekommen.

Wir haben zudem das Outdoor-Programm deutlich ausgeweitet - im Angebot sind viele Rund- und Spaziergänge zur Kunst und Stadtgeschichte, etwa auf den Spuren von Jugendstil oder Streetart, Touren zur Biergeschichte, zur Botanik oder zum BVB, Mittelalter-Entdeckungsreisen oder die beliebten Skywalks auf dem Hochofen Phoenix-West. Und auch das absolute Highlight der Museumsnacht findet draußen statt: Ab 21 Uhr bis Mitternacht erweckt ein 3D-Mapping das Dortmunder U zum Leben, zwölf Beamer sind dafür im Einsatz. Jede Vorführung dauert 20 Minuten und erzählt auf den Mauern der U-Fassade die Geschichte Europas, realisiert vom storyLab kiU der Fachhochschule Dortmund. Und dafür benötigt man nicht einmal ein Ticket!

Was sind für Sie selbst zwei, drei persönliche Highlights des Programms?
Mit meinen Töchtern gehe ich auf jeden Fall ins Naturmuseum, um die Saurier-Ausstellung zu sehen - dort gibt es ein vielfältiges Kinderprogramm drinnen und draußen. Im Museum Ostwall freue ich mich auf die "revolution beuys"-Schau. Im Hoesch-Museum möchte ich die Chance auf eine exklusive Fahrradtour über das ansonsten geschlossene Werksgelände der Westfalenhütte nutzen. Im Brauerei-Museum empfiehlt es sich, nach der Führung noch eine Bierverkostung anzuschließen. Und bei uns im MKK empfehle ich allen die aktuelle Sonderausstellung "WELTGEIST" von René Schoemakers, der in technisch perfekter, fotorealistischer Malweise auf verstörende und aufrüttelnde Weise Ideologie-Kritik übt. Diese Bilder werden Sie nicht vergessen!

Gibt es in diesem Jahr neue Spielstätten?
Ja! Zum ersten Mal dabei ist zum Beispiel die VHS an ihrem neuen Standort an der Kampstraße, unter anderem mit einem Vortrag von Adolf Winkelmann, der uns erklärt, wie die Tauben aufs Dortmunder U kommen, aber auch mit vielen Mitmach-Angeboten. Nach langer Pause ist das Konzerthaus Dortmund wieder dabei und bietet eine "Lange Nacht der Orgel", aber auch in mehreren Workshops die Gelegenheit, sich selbst ein Instrument zu schnappen und mit anderen Musik zu machen. Zum zweiten Mal macht der Botanische Garten Rombergpark mit - der ist ja quasi ein lebendes Museum. Im Rombergpark gibt es geführte Entdeckungsreisen, zum Beispiel zum Liebesleben der Pflanzen, oder eine schaurige nächtliche Moor-Führung.

Neben dem Dortmunder U und dem Rombergpark sind mit der DASA, der Zeche Zollern und vielen anderen zahlreiche Standorte der Route Industriekultur beim Programm mit dabei. Wie wichtig ist das Thema Industriekultur für Dortmund?
Die Industriekultur ist gar nicht wegzudenken - sie macht einen großen Teil unserer jüngeren Geschichte und Identität aus. Hoesch- und Brauereimuseum oder das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern erzählen von den ehemals wichtigen Industriezweigen und dem Leben der Menschen von und mit diesen Industrien; die DASA zeigt, wie sich das Arbeitsleben im Laufe der Geschichte mit dem Erstarken und Verschwinden verschiedener Industrien verändert hat. Mit dem Dortmunder U ist es gelungen, in einem fantastischen Denkmal der Brauereigeschichte neue Geschichten über die Stadt zu erzählen. Viele Landmarken, Wahrzeichen und beliebte Ausflugsziele der Stadt sind mit der Industriegeschichte der Stadt verbunden - bis hin zu Phoenix West oder dem Phoenix See, den es ohne die Industrievergangenheit sicherlich auch nie gegeben hätte.

Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Ich bin ja durch und durch ein Museumsmensch und finde es wunderbar, dass die Museumsnacht coronabedingt viel stärker als sonst unsere Sammlungen und Ausstellungen in den Mittelpunkt stellt. Alleine im MKK bieten wir acht verschiedene Führungen zu unseren aktuell fünf Ausstellungen an. Das ist eine tolle Chance, die Dortmunderinnen und Dortmunder für ihre Kunst- und Kulturschätze zu begeistern.

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Alle bisherigen Interviews unserer Reihe "Gespräche zur Route Industriekultur" finden Sie  auf dieser Seite.